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Der Magerrain

Der Magerrain

Der Magerrain Mitte Oktober 2017, also fast 60 Jahre nach dem Schulausflug. Da der Gipfelabhang ab der Erdisfurggel (links) bereits gefroren war, kamen der Schreibende und seine Frau im steilen Gelände nicht mehr weiter und brachen das Abenteuer ab.

In der Primarschulzeit gab es im jährlichen Turnus eine Schulreise mit der Eisenbahn oder eine Bergwanderung. 1958, in der fünften Klasse, führte uns die Bergtour auf den höchsten Engeler Berg, den Magerrain (2523 m ü.M). Der Bericht im Aufsatzheft, in schlechter Handschrift verfasst, trägt dem chronologischen Ablauf der Wanderung Rechnung und ist ausnahmsweise untergliedert. Der Wortlaut des Aufsatzes wird in der ursprünglichen, in Orthographie, Grammatik, Stil und Interpunktion mangelhaften Form wiedergegeben.

«Auf der Bergtour

1 Abmarsch: Mittwoch, den 27. August haben wir unsere Bergtour. Wir marschieren nachmittags um 16.00 Uhr auf dem Sägeplatz ab. Der Weg führt uns ins Üblital bis in die Skihütte Gams, wo wir übernachten.

2 Wir besteigen den Magerrain: Wie wir auf der Erdisfurkel anlangen, stellen wir die Rucksäcke ab, damit wir sie nicht auf den Magerrain mitnehmen müssen. Cirka auf 2300 m sehen wir 3 Schneehühner. Viele Schüler krabbeln nur so dem Rain entlang, und setzen Steine in Bewegung. Mich trifft aufeinmal ein Stein am Schuh, so dass ich fast rückwärts den Hang hinunterfliege. Nachher steigen wir bis zum Gipfel hinauf.

3 Auf dem Magerrain: Wir geniessen eine prächtige Aussicht in die Berge. Im Dunst sieht man das Mittelland mit den kleinen Hügeln. Die Bündner- und die Tiroleralpen; der Ortler, die Bernina und der Piz Kesch und die Ringelspitze mit der Schneekuppe sieht man. Zwei Adler kreisen um den Mürtschenstock. Rings um den Spitzmeilen flattern Dohlen, und im hellen Glanze steht der Tödi mit dem quadratförmigen Gipfel, der mit Schnee und Eis bedeckt ist. Man sieht bis nach Flums, und die Churfirsten und den Säntis mit dem Observatorium. Nach zirka 2 Stunden steigen wir wieder auf die Erdisfurkel zurück, wo wir das Mittagessen einnehmen. Nachher treten wir den Rückweg an. Dieser schöne Tag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.»

Ein Kommentar ist beinahe überflüssig. Der Bericht beschränkt sich, typisch für den 11jährigen Schreiber, auf die äusseren Eindrücke und ist bis auf den letzten allgemeinen Satz ohne direkt ausgesprochenes Werturteil verfasst. Den steilen Grashang des Magerrain zu begehen, ist für Ungeübte nicht ohne Gefahr. Heute wäre eine derartige offiziell schulische, doch recht anspruchsvolle Bergfahrt allein aus Sicherheitsgründen undenkbar. Die Zeiten ändern sich.

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