Paul Michel:
Visualisierung von Wissen
Wissensvermittlung geschieht nicht nur mittels Sprache, sondern auch durch Bilder, Schemazeichnungen, Graphiken. Es handelt sich dabei um "Gebrauchsbilder", die ganz andere Funktionen haben als Kunstwerke. (D.h. es geht in diesem Projekt nicht um Bilder als Ausdruck eines Gefühls, Bilder als "Vision", die die Dinge der Welt neu sehen lassen oder die Welt poetisieren, auch nicht um dekorative Verwendung von Bildern. Ebenfalls ausgeklammert wird die Werbegraphik, weil deren Hauptfunktion nicht die Produkte-Information ist, sondern das Produkt als begehrenswert erscheinen zu lassen.)
Wir fragen, wie Wissen in Form von (Text begleitenden oder Text ersetzenden) Bildern vermittelt wird. Einerseits interessiert: Wie erfüllen die Illustratoren den Auftrag, ein bestimmtes Wissens-Element graphisch zu realisieren? Und anderseits: Wie "liest" der das Wissen Rezipierende Bilder? Das Ziel ist, ein hinlänglich auflösendes, systematisches Kategorienraster zu erstellen, welches wissensvermittelnde Bilder zu analysieren vermag.
Wir gehen von einfachen Fällen aus, die sich in Epochen noch wenig entwickelter Naturwissenschaft und Technik sowie in wissensvermittelnden Werken für Laien finden - mithin in populärwissenschaftlichen Publikationen, belehrendem Jugendschrifttum, Enzyklopädien u.ä. Beigezogen werden auch ältere Publikationen seit etwa 1500. Gründe: Die Objekte sind oft einfacher und deshalb leichter verständlich; wir möchten zeigen, dass viele Visualisierungen längst erfunden sind, die heute gang und gäbe sind; wir profitieren von einer historischen Verfremdung.
Erste (noch nicht druckreife) Ergebnisse unserer Analysen veröffentlichen wir nach und nach auf unserer Homepage.
Für das ganze Team: der Projektleiter Paul Michel (August 2020)